„Wenn ich groß bin, gehe ich zur Feuerwehr oder zum Rettungsdienst“ – ein Berufswunsch, den immer noch viele Kinder mit großer Überzeugung vortragen. Die Chancen, den Wunsch erfüllt zu bekommen, stehen nicht schlecht. Deutschlands Freiwillige Feuerwehren zählen laut Statistik des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) gut eine Million Mitglieder. Rund 35.000 weitere sind in den Berufsfeuerwehren aktiv, etwa ebenso viele gehören Werkfeuerwehren an. Die Möglichkeiten, sich aktiv in der „Blaulicht-Szene“ zu engagieren, sind also vielfältig – vor allem ehrenamtlich, aber auch im Hauptberuf.

Wer seine Leidenschaft für die Feuerwehr zum Hauptberuf machen möchte, hat also verschiedene Möglichkeiten – bei den kommunalen Berufsfeuerwehren ebenso wie bei den Werkfeuerwehren, zu denen auch die meisten Flughafenfeuerwehren zählen, und bei der Bundeswehr-Feuerwehr.

Aber auch für alle, die sich hauptamtlich im Rettungsdienst engagieren wollen, gibt es einen anerkannten Beruf: den Notfallsanitäter oder die Notfallsanitäterin. Sie werden zum Beispiel bei kommunalen Rettungsdiensten oder auch bei Hilfsorganisationen wie DRK, Johannitern, Maltesern, ASB und privaten Unternehmen gesucht.

INTERSCHUTZ als Karriereplattform

Auf der INTERSCHUTZ vom 20. bis 25. Juni in Hannover haben Besucher beste Gelegenheit, sich im direkten Gespräch bei den verschiedenen Organisationen ausgiebig zu informieren, was für sie in Frage kommen könnte. Ein paar Beispiele: Deutscher Feuerwehrverband ( Halle 27/D38 ), Feuerwehr Hannover ( Halle 12/B48 ), Berliner Feuerwehr ( Halle 13/C10 ), Feuerwehr Dortmund ( Halle 17/D06 ), Werkfeuerwehrverband Deutschland ( Halle 13, Stand H19 ), Bundeswehrfeuerwehr ( Halle 17/B76 ), DRK ( Halle 17/B58 und Halle 26/G29 ), Johanniter-Unfall-Hilfe ( Halle 26/C29 und Halle 26/F13 ), Malteser Hilfsdienst ( Halle 26/G05 ), ASB ( Halle 26/C01 ).

Ein INTERSCHUTZ-Besuch kann also für den Nachwuchs, genauso wie für Quereinsteiger der ideale Ausgangspunkt in den Traumjob der Zukunft sein.

Wie wird man Berufsfeuerwehrmann/-frau?

Das Bewerbungsverfahren für die Berufsfeuerwehr ist nicht in allen Bundesländern gleich. Denn Ausbildung ist Ländersache. Aber es ähnelt sich. Die Ausbildung ist dagegen überall anders. Hier als Beispiel ein Überblick über die Bedingungen bei der Feuerwehr Hannover für alle, die sich zum Beispiel als Brandmeisteranwärter oder -anwärterin im feuerwehrtechnischen Dienst bewerben möchten. Detaillierte Informationen sind auf der Homepage zu finden.

Am Anfang wird’s sportlich

Wer die Einstellungsvoraussetzungen erfüllt und seine Bewerbungsunterlagen korrekt eingereicht hat, bekommt eine Einladung zum körperlichen Eignungstest. Dabei müssen folgende Übungen erfolgreich absolviert werden:

  • Mindestens zwölf Liegestütze mit vorgegebenem Bewegungstempo
  • Cooper-Test: Zwölf Minuten-Lauf, dabei müssen mind. 2.400 m erreicht werden
  • 200 m schwimmen in sechs Minuten
  • Tauchen: Kopfsprung vom Beckenrand mindestens 15 m tauchen, auftauchen und bis zum Ende einer 25m-Bahn weiter schwimmen.
  • Feuerwehrdrehleiter: Drehleitersteigen (30 m), Zeitlimit 4 Minuten
  • Wird eine der Übungen nicht erfüllt, kann der Test nicht fortgesetzt werden.

    Nach Bestehen des körperlichen Eignungstests und Beschluss durch die Auswahlkommission kommt eine Einladung zur schriftlichen Eignungsuntersuchung, die von der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen (DGP) bei der Feuerwehr Hannover durchgeführt wird. Nach Auswertung der schriftlichen Eignungsuntersuchung und Beschluss durch die Auswahlkommission erfolgt die Einladung zur ärztlichen Eignungsuntersuchung. Nur wer auch die ärztliche Eignungsuntersuchung bestanden hat, kann zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

    Nach erfolgreichem Abschluss aller Eignungsprüfungen wertet die Auswahlkommission die Ergebnisse aus und bestimmt die zur Einstellung ausgewählten Bewerberinnen und Bewerber.

    Nach bestandenen Prüfungen

    Die Einstellung erfolgt als Brandmeister-Anwärter*in im Vorbereitungsdienst (Beamtenverhältnis auf Widerruf). Der Vorbereitungsdienst (Ausbildung) dauert grundsätzlich 24 Monate und endet mit der Laufbahnprüfung. Nach bestandener Prüfung scheidet der*die Beamte*in kraft Gesetzes aus dem bisherigen Beamtenverhältnis aus. Es besteht kein Anspruch auf Übernahme in ein neues Beamtenverhältnis. Bei Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe folgt die Ernennung zum*zur Brandmeister*in (Besoldungsgruppe A7).

    Im Anschluss an den Vorbereitungsdienst wird die Ausbildung zum*zur staatlich anerkannten Notfallsanitäter*in durchgeführt. Das Nichtbestehen der Prüfung, so heißt es in den Informationen der Stadt Hannover weiter, kann die Entlassung zur Folge haben. Der Vorbereitungsdienst und die Rettungsdienstausbildung finden grundsätzlich im Tagesdienst statt. Nach Ablauf der Probezeit (grundsätzlich 3 Jahre) erfolgt die Ernennung zum*zur Beamten*in auf Lebenszeit. Danach ist ein weiterer beruflicher Aufstieg (Beförderung) möglich zum/zur Oberbrandmeister*in (A 8) oder- Hauptbrandmeister*in (A 9) Bei besonderer Befähigung ist auch der Aufstieg in die nächst höhere Laufbahn (Laufbahngruppe II - Besoldungsgruppe A 10 - A 13) möglich.

    Wie wird man Notfallsanitäter oder Notfallsanitäterin?

    Für diejenigen, die hauptberuflich beim Rettungsdienst arbeiten möchten, kommt der Beruf des Notfallsanitäters oder der Notfallsanitäterin in Frage.

    Sie gehören zum Rettungsfachpersonal und werden im Bereich der Notfallrettung meist als Transportführer/innen im Rettungstransportwagen (RTW) eingesetzt. Darüber hinaus sind sie als Fahrer/innen des Notarzteinsatzfahrzeuges und als Crewmitglied (HEMS TC) auf dem Rettungshubschrauber im Einsatz und assistieren Sie als Teammitglied den Notärzten und Notärztinnen.

    Voraussetzungen

    Vorausgesetzt werden ein Hauptschul- oder höherer Schulabschluss und das vollendete 17. Lebensjahr, ferner ein Führungszeugnis sowie ein ärztliches Attest über die körperliche und gesundheitliche Eignung inkl. ausreichender Impfschutz.

    Gefragt sind ferner Entscheidungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit (z.B. beim Versorgen von Patienten, bei Einsatzfahrten), Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, psychische Stabilität und eine gute körperliche Konstitution.

    Für die verantwortungsvolle Tätigkeit werden in der Berufsausbildung umfassende fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen vermittelt, um eigenverantwortlich und teamorientiert in der notfallmedizinischen Versorgung und beim Transport von Patientinnen und Patienten arbeiten zu können. Notfallsanitäterinnen und -sanitäter haben weitreichende medizinische Kompetenzen.

    Darüber hinaus übernehmen sie wichtige organisatorische Aufgaben im Rettungsdienst und in Rettungsleitstellen. Zusätzliche Tätigkeitsbereiche bieten Notaufnahmen in Kliniken, das betriebliche Gesundheitswesen sowie die Berufsfeuerwehren.

    Dreijährige Berufsausbildung

    Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter bzw. zur zur Notfallsanitäterin umfasst 1.920 Stunden theoretisch/praktischen Unterricht und einen praktischen Teil (2.680 Stunden). Den theoretischen Part absolvieren die Anwärter zum Beispiel an der Johanniter-Akademie oder einer kooperierenden Notfallsanitäterschule.

    Die praktische Ausbildung erfolgt beispielsweise auf einer Johanniter-Lehrrettungswache (1.960 Stunden) und in besonders geeigneten Krankenhäusern (720 Stunden), unter anderem in den Funktionsbereichen Notfallaufnahme, OP/Anästhesieabteilung, Intensivstation, Psychiatrie, Pädiatrie/Gynäkologie.

    Ganz wichtig: Die Ausbildung ist schulgeldfrei. Geboten wird eine attraktive Ausbildungsvergütung nach AVR DWBO.

    Interessante Perspektiven nach der Ausbildung

    Nach einer vielseitigen und abwechslungsreichen Berufsausbildung mit einer Vielzahl von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gibt es interessante Perspektiven – zum Beispiel als Desinfektor/in, Praxisanleiter/in, organisatorische(r) Leiter/in im Rettungsdienst, Qualitätsmanagement-Beauftragte(r) oder Leiter/in einer Rettungswache. Und auch ein Studium im Bereich Management im Gesundheitswesen, der Notfallpädagogik oder für internationale Notfall und Katastrophenhilfe an der Akkon Hochschule in Berlin kann eine interessante Option sein. (Quelle: Johanniter-Unfall-Hilfe)

    Stimmen aus der Praxis: „Kein Tag ist wie der andere“

    Julia Simon, arbeitet hauptberuflich in der Pressestelle des Hightech-Schuhherstellers HAIX und rückt seit mehr als 10 Jahren als Freiwillige Feuerwehrfrau regelmäßig zu Einsätzen aus. Derzeit ist sie Gruppenführerin und Jugendwartin bei der Feuerwehr Mainburg: „Als Kind oder Teenie hatte ich eigentlich nie den Wunsch Feuerwehrfrau zu werden. Inzwischen ist Feuerwehr für mich wie eine zweite Familie. Wir halten zusammen und wachsen in Katastrophenfällen und Notlagen gemeinsam über uns hinaus. Keine kann alles allein meistern. Für jeden gibt es eine Aufgabe. Denn Freiwillige Feuerwehr lebt von der Vielfalt - Frauen und Männern aus verschiedenen Berufen bringen unterschiedliche Talente mit, was dann zusammen eine großartige Mannschaft ergibt. Ich bin zum Beispiel relativ klein und komme nicht an alle Geräte hin, allerdings kann ich im Einsatz gut einen kühlen Kopf bewahren und in Stresssituationen den Überblick behalten, das hilft als Gruppenführerin enorm.“

    Henrik Schwetje ist Berufsfeuerwehrmann in Hannover. Warum er sich für den Beruf entschied, erklärt er so: „Nachdem ich nach der Schule zwei Berufsbilder vor Augen hatte, habe ich mich zunächst für einen anderen entschieden. Zehn Jahre führte ich diesen Beruf aus, allerdings lies mich der Wunsch Brandmeister zu werden nicht los. Anderen in Notsituationen helfen zu können, treibt mich an. Lösungen zu finden, wo andere nicht weiterwissen, im Team Grenzsituationen zu meistern, der kollegiale Zusammenhalt und die ständige Abwechslung im Berufsalltag sind nur einige Dinge, die für mich dieses Berufsbild so spannend machen.“

    Einer von mehr als einer Million Freiwilligen Feuerwehrleuten ist Tom Niggl, Kommandant der Feuerwehr Irschenberg. Zu seinem ehrenamtlichen Engagement sagt er: „Ich sehe es als Lebensaufgabe, mit meiner freiwilligen und ehrenamtlichen Mannschaft allen in Not geratenen Bürgerinnen und Bürgern rund um die Uhr die bestmögliche Hilfe anzubieten.“

    Markus Dombrowsky, Notfallsanitäter, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Südniedersachsen, ist seit 2007 im Rettungsdienst tätig: „Das Besondere an diesem Beruf ist, dass kein Tag wie der andere ist. Mal helfen wir Menschen in Ausnahmesituationen und sind medizinisch tätig – manchmal hilft ein offenes Ohr. Die Menschen sind individuell und somit sind unsere Einsätze oft sehr unterschiedlich. Wir müssen uns täglich auf neue Situationen einstellen und unser Fachwissen situationsbezogen anwenden, um Menschen zu retten. Und wenn wir von Patienten und Angehörigen eine positive Rückmeldung erhalten, dann ist der Tag gut gelaufen. Zudem ist die Kameradschaft im Rettungsdienst von besonderer Bedeutung. Keiner kann alleine retten. Wir sind alle Teamplayer. Wir unterstützen uns während der Schicht und auch danach. Besonders wenn wir uns austauschen und unsere Erlebnisse teilen.“

    Saskia Stork, Azubi Notfallsanitäterin, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Niedersachsen Mitte: „Ich werde Notfallsanitäterin, weil mir der Job sehr viel bedeutet. Ich liebe es, auf das Fahrzeug zu steigen und Menschen zu helfen. Mir gefällt es, neue Kollegen anzulernen und selbst als junger Mensch den Rettungsdienst formen zu können. Ein gutes Feedback der Krankenhäuser oder ein Danke der Patienten vermitteln ein gutes Gefühl, ich fühle mich dadurch gebraucht. Zudem sind wir ein wichtiger Teil des Gesundheitssystems und das Teamgefühl ist einzigartig. Wie haben alle das gleiche Ziel: Menschen zu helfen.“