• THW-Präsident: Bessere Planung und Zusammenarbeit notwendig
  • Hannover/Bonn. Der Hochwasserschutz wird nach Ansicht des Präsidenten der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Albrecht Broemme, von vielen Menschen in Deutschland nicht ernst genug genommen. "Derart hohe Schäden, wie wir sie bei den letzten Flusshochwassern erlebten, müssten nicht sein", sagt Broemme in einem Interview mit den INTERSCHUTZ-Messe-News. "Jeder kann zur Verbesserung beitragen – das beginnt beim Wohnungsbesitzer und geht über Firmen bis hin zu Behörden und Gebietskörperschaften." Es müsse endlich gelingen, die vielen Möglichkeiten, die es für den Hochwasserschutz gibt, auch im Bewusstsein zu verankern und entsprechend umzusetzen.

    Technische Steuergeräte, so Broemme, gehörten in gefährdeten Gebieten nicht in den Keller, sondern beispielsweise in den ersten Stock. Auch müssten in solchen Regionen Erdölheizungen untersagt werden. "Dies sind nur zwei Beispiele von vielen", betont der THW-Chef. Vielfach seien sich Menschen überhaupt nicht bewusst, dass sie in einem Hochwassergebiet bauen. "Das Entsetzen kommt dann, wenn es einmal so weit ist", sagt Broemme. Dabei gebe es oft gute Planungsunterlagen, in denen die gefährdeten Gebiete ausgewiesen sind.

    Erhebliche Probleme aber gibt es laut Broemme auch bei der Zusammenarbeit einzelner Landkreise: "Hier gilt es, bei der übergreifenden Planung viele Defizite zu beseitigen." Unternehmen sollte bei Bauvorhaben durch kompetente fachliche Entscheidungen deutlich gemacht werden, wo gebaut werden kann und wo nicht, meint Broemme. Dies sei der bessere Weg, als einen Bau durch Nichtversicherbarkeit zu verhindern. Natürlich habe die Ausweisung eines Geländes als Hochwassergebiet zur Folge, dass der Wert sinke. Das jedoch müsse selbstverständlich in Kauf genommen werden. Alles andere sei unverantwortlich.

    "Hochwasserschutz funktioniert nicht von heute auf morgen", gibt der THW-Präsident zu bedenken. "Man sollte sich nur vor Augen führen, dass Hamburg erst im vergangenen Jahr die letzten Maßnahmen beendet hat, die sich als Konsequenz aus der Flutkatastrophe von 1962 ergeben haben." Sowohl in Hamburg als auch an der Nordseeküste gebe es zahlreiche gute Beispiele für gute Schutzmaßnahmen. So hätten beispielsweise in der Hansestadt auch viele private Hausbesitzer in Elbnähe vorgesorgtund ihre Garagen und Eingänge zusätzlich mit Schutztoren oder schnell installierbaren Bauteilen vor Hochwasser gesichert. "Und an der Küste werden die Häuser häufig auf eine Art Hallig gebaut und nicht in die Tiefe", erläutert Broemme.

    Als wichtigen Aspekt für besseren Hochwasserschutz nennt der Experte auch die Beschaffung geeigneter Geräte und anderer Ausrüstung. Das gelte für Pumpen mit Super-Leistung ebenso wie für Material zum Deichschutz. "Ich hoffe, dass wir eines Tages nicht mehr mit Sandsäcken, sondern intelligenten Alternativen arbeiten können, die es bereits gibt", wünscht sich Broemme. Auch das THW werde aus den jüngsten Erfahrungen Konsequenzen ziehen: "Wir wollen zum Beispiel künftig verstärkt Fachberater für den Deichschutz ausbilden und anbieten. Sie können dann auf Anforderung der zuständigen Behörden helfen, bei Hochwasser-gefährdeten Deichen die richtigen Maßnahmen zu treffen."