Herr Broemme, was sind die wichtigsten Botschaften, die das THW im kommenden Juni auf der INTERSCHUTZ aussenden will?

Das sind zwei Botschaften. Zum einen: Die Bevölkerung muss verstehen, dass sie sich zwar auf einen guten Bevölkerungsschutz verlassen kann, aber dass sie selbst auch ihren Beitrag leisten muss, indem sie für Katastrophenfälle vorsorgt.

Und was ist das zweite große Thema?

Im Bevölkerungsschutz sind die Konsequenzen und Vorteile der Digitalisierung noch zu wenig angekommen.

Ich hoffe, dass die INTERSCHUTZ da Impulse gibt.

Woran fehlt es konkret? Wer ist hier zum Handeln aufgefordert?

Wir müssen mehr tun. Besonders im Bereich Forschung. Und da sind dann drei Akteure gefragt, die zusammenarbeiten müssen: Forscher, Anwender und Industrie. Wir brauchen mehr Leute aus der Praxis, die sich auf dem Gebiet der Forschung engagieren. Leute, die laufende Prozesse kennen und sehen, wo wir besser werden müssen. Hier liegen noch viele Potenziale brach.

Nennen Sie mal ein Beispiel!

Leitstellen. Da setzt jemand einen Notruf per Handy ab. Eigentlich müsste schon im Moment des Anrufs in der Leitstelle klar sein, wer da genau anruft und von wo er das macht. Dann könnte es die Möglichkeit geben, dass die Leistelle sich schon über die Videofunktion des Handys ein Bild von der Lage am Einsatzort macht. Das ginge technisch alles, aber wir machen es eben noch nicht.

Jetzt etwas anderes: Klimakrise. Das Thema hat seit dem Dürre- und Hitzesommer 2018 einen starken Platz in aktuellen Debatten. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ich denke, es gibt gute Chancen, dass da jetzt ein Umdenken stattfindet. Meinetwegen auch gern von den jungen Menschen angeschoben. Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir Menschen die Folgen des Klimawandels wie Hochwasser oder Trockenheit nicht hinnehmen wollen, dann müssen wir auch selbst etwas tun.

Was sollen wir tun?

Das Auto stehen lassen. Mit dem Fahrrad fahren. Auch mal zu Fuß gehen. Das sind alles kleine Schritte, die aber auch zählen.

Die Folgen des Klimawandels sind bereits da. Wie müssen sich die Menschen darauf einstellen?

Es muss klar sein, dass in Katastrophenfällen nicht allen gleich schnell geholfen werden kann. Im Bevölkerungsschutz genauso wie in der Notfallmedizin müssen wir priorisieren. Und genau in dieser Überbrückungszeit sind die Menschen gefordert, sich selbst zu helfen, also ohne Hilfe von außen klar zu kommen.

Sehen Sie Fortschritte in der Resilienz der Bevölkerung?

Auch hier möchte ich wieder ein Beispiel nennen. Das Hochwasser der Elbe in Grimma und Umgebung. Danach war eindeutig, dass man dort keine Ölheizungen in die Keller bauen sollte. Aber was passiert? Genau das wieder. Man kann nicht von vornherein alles richtig machen. Aber aus Fehlern und Erfahrungen nicht zu lernen, das ist doch eher traurig.

Haben Sie trotzdem Hoffnung?

Ich bin von Beruf aus Optimist. Das sehen Sie auch daran, dass ich einen Traum habe. Oder sagen wir: einen Wunschtraum, den ich noch erleben möchte. Ich möchte noch einmal auf dem Marktplatz von Aleppo einen Pfefferminztee trinken.

Mehr zum Thema Bevölkerungsschutz auf der INTERSCHUTZ .