BINZ Automotive GmbH: Mehr als 85 Jahre Erfahrung

BINZ blickt auf mittlerweile mehr als 85 Jahre Erfahrung im Sonderfahrzeugbau zurück und kann mit dieser Expertise für die Kunden jedes Fahrzeug bis ins kleinste Detail planen und nach Maß fertigen. 1936 gründete Michael Binz in Baden-Württemberg die Lorcher Karosseriefabrik Binz & Co. Neben Reparatur und Karosseriearbeiten begann das junge Unternehmen Sonderfahrzeuge und auch Krankenwagen, sowie einzelne Omnibus-Karosserien zu bauen.

Drei Jahre später lag, kriegsbedingt, der Schwerpunkt auf Sanitätsfahrzeugen für den militärischen Bereich. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen zunächst Reparaturarbeiten an noch fahrbereiten Fahrzeugen im Vordergrund. Teile der Produktion wurden wenig später in ein neues Industriegebiet am Rande der Heimatstadt Lorch verlagert, bevor der Bau kleiner Serien von z.B. Mercedes-Taxen begann. 1955 entstanden schließlich BINZ-Krankenwagen mit Ganzstahl-Karosserie auf Mercedes-Benz-Modellen 180, 180 D und 190 – die damals als eine Weltneuheit galten.

Zehn Jahre später vermerkt die Chronik die Konstruktion des ersten BINZ-Krankenwagens auf Mercedes-Benz 200 D und 230 mit verlängertem Fahrgestell, dem „BINZ Europ 1100 lang“. Außerdem wurde der erste Unfall-Rettungs- und Notfall-Arztwagen auf Mercedes-Benz L 319 D + B / L 405-L408 entwickelt. Nachdem 1967 die DIN-Normung der Krankenkraftwagen in Krankentransportwagen (KTW) und der Rettungstransportwagen (RTW) erfolgt war, wurde der legendäre „Strich 8“ (Mercedes-Benz 200, 220, 230, 240 und 250) zum Erfolgsmodell.

1970: mehr als 21.000 Verkehrstote

Als im Jahr 1970 in der Bundesrepublik mehr als 21.000 Verkehrstote registriert wurden, gewann die Produktion von Rettungswagen immer größere Bedeutung. Heute werden im gesamten Bundesgebiet noch knapp 2.600 Todesopfer im Straßenverkehr (2021) registriert. Damals wurde bei BINZ das „Reanimobil“ in die Produktpalette aufgenommen, als Landarztwagen wurde ein „Clinicar“ angeboten, und speziell für internistische Notfälle entstand das „Cardiomobil“. Bis 1982 kam eine weitere Gattung von Einsatzfahrzeugen hinzu – die Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF).

Schon bis 1984 verzeichnete die Geschichte des Unternehmens den Export der Fahrzeuge sowohl einzeln als auch in großer Stückzahl in über 100 Länder. Die Kundschaft reicht von Kleinstunternehmern bis zu überregional tätigen Hilfsorganisationen, Behörden, Regierungen und sogar Scheichtümern und Königshäusern. Vereinzelt wurden auch Spezialfahrzeugen für die Polizei, wie zum Beispiel Tatort-Spurensicherungsfahrzeuge, ausgeliefert.

Gemeinnützige Stiftung gegründet

Zwischendurch, 1987, wurde die gemeinnützige „Stiftung Binz“ zur Förderung geeigneter Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Notfallmedizin und des Rettungswesens eingerichtet. Dabei ging es beispielsweise um die Einrichtung neuer mit der Notfallmedizin verbundener Lehrstühle an Universitäten in Deutschland.

Schon kurz nach dem Fall der Mauer begann 1989 eine enge Zusammenarbeit mit der in Thüringen ansässigen „VEB MLW Labortechnik Ilmenau“. Das Unternehmen war über Jahrzehnte erfolgreicher Produzent der DDR-Rettungswagen vom Typ „Barkas SMH2 und SMH3“ für die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH). Zwei Jahre später kam es zur Gründung der BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH Ilmenau und Übernahme der Aktivitäten der Labortechnik GmbH Ilmenau, Bereich „Mobile Technik“. Damit erfolgte die Verlagerung der Produktion, unter anderem von Notarzt-Einsatzfahrzeugen und von Krankentransportwagen auf VW T4 von Lorch nach Ilmenau.

1996 stellte BINZ ein völlig neuartiges Produkt vor: den Koffer-RTW auf Basis von Mercedes-Benz-Sprinter. Im selben Jahr wurde die komplette Fertigung von Ambulanzen nach Ilmenau verlegt – zugleich begann die Fertigung im Bereich mobile Hospitäler, Feuerwehrfahrzeuge sowie Sonderfahrzeuge für Behörden im Sicherheits- und Katastrophenschutzbereich.

Innovation und Erweiterung kennzeichnen das neue Jahrtausend. So entstand 2003 mit einem futuristisch gestylten E-Klasse-KTW der neuen Generation zugleich die erste Ambulanz-Fahrzeugkarosserie aus deutscher Produktion mit komplettem Aufbau aus glasfaserverstärktem Kunststoff – Stichwort: Integrated Frame Technology.

2017 begann der Aufbau einer komplett neuen Interieur-Fertigung mit hochmodernem Industrie 4.0-CNC Maschinenpark im neuen Werk 2 in Ilmenau.

2019 – die Mitarbeiterzahl war inzwischen auf 200 gestiegen – präsentierte BINZ eine neue, elektronisch unterstützte Patientenlagerung für den Feldeinsatz.

Preis für innovatives Unternehmertum

Die Arbeit wurde belohnt: 2020 erhielt die Geschäftsführerin C.Wilhelm den Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum. Im selben Jahr wurde BINZ aufgrund der Entwicklung eines Luft- und Flächen- UVC-LED Desinfektionssystems vom Land Thüringen für den Innovationspreis des Landes nominiert und mit dem dazugehörigen Publikumspreis prämiert.

Im vergangenen Jahr schließlich erfolgte die Übernahme des MAN Bus Modifikation Center in Plauen, Bundesland Sachsen. Dadurch konnte mit über 30.000 Quadratmetern und rund 100 Beschäftigten die Produktionskapazität noch weiter erhöht werden, um die momentane Jahresproduktion von rund 1.800 Sonderfahrzeugen in Zukunft noch weiter auszubauen. „Auf mittlerweile über 45.000 Quadratmetern Produktionsfläche an beiden Fertigungsstandorten erschaffen über 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier Tag für Tag das, wofür der BINZ steht: „Technik, die Leben rettet“.