Es wird nicht leicht sein, Antworten darauf zu finden, wie diesem "erschütternden Maß an Verrohung", so NRW-Innenminister Herbert Reul, begegnet werden kann. Die Studie "Gewalt gegen Einsatzkräfte" des Lehrstuhls Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB), die vom Ministerium des Innern sowie vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, der Unfallkasse NRW und der Komba-Gewerkschaft NRW unterstützt wurde, soll bis zum Januar 2018 komplett ausgewertet werden, um die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. "Die Studie wird uns dabei unterstützen, für die Zukunft die richtigen Maßnahmen zu treffen, um dieser Form von Gewalt ganz entschieden zu begegnen", erwartet Reul.

Noch häufiger als zu körperlichen Angriffen kommt es laut der Studie zu verbaler Gewalt, von der 60 Prozent der Befragten berichten. "Es ist wichtig, zwischen verbaler und körperlicher Gewalt zu unterscheiden", erklärt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Thomas Feltes, der für die Studie verantwortlich ist. "Viele Studien tun das nicht, und dann werden Häufigkeiten genannt, die für die Bürger erschreckend sind." Aber sind die ermittelten 13 Prozent körperliche Gewalt nicht erschreckend genug? Natürlich, deshalb hofft Feltes auch darauf, dass die Studie dazu beiträgt, den verschiedenen Formen von Gewalt im Rettungsdienst erfolgreich begegnen zu können. "Wenn die Politik diese Studie zum Anlass nimmt, geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, dann kann man dies nur begrüßen", sagt Feltes. Er fordert zudem dazu auf, dass sichergestellt werde, dass vor allem die Fälle von körperlicher Gewalt gemeldet und entsprechend ausgewertet werden. Denn laut der Studie seines Teams wird nur etwa die Hälfte der Fälle körperlicher Gewalt der Einsatzleitstelle gemeldet oder im Einsatzbericht vermerkt - wohl auch, weil fast die Hälfte der Betroffenen angab, den genauen Meldeweg nicht zu kennen. "Die Analyse solcher Fälle ist aber wichtig, um zukünftige Übergriffe zu verhindern", so Feltes.

Auch Kampagnen wie "Helfer sind tabu", die von der Rettungsdienstbehörde des Landkreises Mainz-Bingen gemeinsam mit der Polizei und Feuerwehr der Stadt Mainz sowie den Hilfsorganisationen Arbeiter Samariter Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und Rettungsdienst Corneli Anfang des Jahres gestartet wurde, werden hoffentlich schnell dazu beitragen, der Gewalt gegen Einsatzkräfte ein Ende zu setzen.