Auch wird die Präsentation der ersten vollelektrischen Drehleiter – ebenfalls von Rosenbauer - mit Spannung erwartet. Mit Schutz & Rettung Zürich, der größten zivilen Rettungsorganisation in der Schweiz, gibt es bereits den ersten Leadkunden für den Testbetrieb. Auf der INTERSCHUTZ wird das Modell der internationalen Öffentlichkeit erstmals vorgestellt.

Elektromobilität bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) – ist das nur ein kurzfristiger Hype oder ein echtes Zukunftsthema?

Für Karsten Göwecke, den Ständigen Vertreter des Berliner Landesbranddirektors, steht fest, dass die Elektromobilität bei den Feuerwehren auf jeden Fall voranschreiten wird. Er ist verantwortlich für das Projekt eLHF und von den Vorzügen der Technologie überzeugt. Göwecke erinnert daran, dass es das Thema bereits vor 120 Jahren bei den Feuerwehren gab, als die Fahrzeuge elektrisch angetrieben wurden. "Die sind damals nur gescheitert, weil es noch keine Hybridlösungen gab, und die Batterien nicht leistungsfähig genug waren. Damit war kein katastrophenschutzsicherer Betrieb möglich. Aber das ist inzwischen gelöst." Inzwischen könnten die Vorteile nachhaltig genutzt werden.

Häufig sei noch eine gewisse Voreingenommenheit festzustellen. "Aber dann sehen sich die Feuerwehrexperten das Fahrzeug an und stellen fest, dass es in vielerlei Hinsicht eine bessere Lösung ist als bei einem herkömmlichen Hilfeleistungs-Löschfahrzeug. Der Elektroantrieb ist nur eine Komponente, die aber perfekt zu einem besseren Standard-Einsatzfahrzeug passt", so Göwecke weiter. Dann werde auch erkannt, dass nicht nur die Anschaffungskosten entscheidend seien, sondern auch die Kosten und die Zuverlässigkeit über die Lebensdauer. Vor allem lobt er die schnellere Antriebskraft des Fahrzeugs: "Im Gegensatz zum Dieselmotor erreicht der Elektromotor sofort seine volle Leistung. Das ist natürlich gerade für Feuerwehr und Rettungsdienst auf oft kurzen Einsatzfahrten wichtig." Auch deshalb sieht Göwecke großes Potenzial beispielsweise für Flughafenfeuerwehren, die innerhalb von 120 Sekunden jeden Punkt des Geländes erreichen sollen.

Gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen Rosenbauer zeigt Volvo Trucks auf der INTERSCHUTZ auch rein elektrische Feuerwehrfahrzeuge. "Bei den häufig geringen Kilometerleistungen pro Einsatz sind die E-Lkw von Volvo mit Reichweiten bis 300 Kilometern perfekt geeignet. Wir sind stolz, zusammen mit den Aufbauspezialisten von Rosenbauer solche Fahrzeuge auf der Interschutz 2022 präsentieren zu können", sagt Peter Ström, Geschäftsführer von Volvo Trucks in Deutschland. "Sie ermöglichen es den Feuerwehren, emissionsfrei in die Einsätze zu fahren und Leben zu retten."

Aber auch bei kleineren Einsatzfahrzeugen ist der Elektroantrieb im Kommen. Ein Beispiel ist ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) auf Basis des Mercedes eVito, das bei Binz (Halle 26/A30) zu besichtigen ist.

Notarzteinsatzfahrzeuge mit Elektroantrieb gehören auch bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (Halle 27/B38) und BMW (Halle 27/G36) zum Ausstellungsportfolio. Bei BMW handelt es sich um einen X3, 3,0e. mit Hybridantrieb.

In der Praxis haben sich Rettungsfahrzeuge bereits mehrfach bewährt. Dazu gehört beispielsweise ein Rettungswagen (RTW) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) , der auf der Insel Borkum stationiert ist. "Das Fahrzeug ist dort seit zwei Jahren tagtäglich störungsfrei und zuverlässig im Einsatz"“, berichtet Daniel Schulte, der das Projekt leitete. Zur INTERSCHUTZ macht der RTW eine Pause auf der Insel und ist beim DRK (Halle 26/G29) zu sehen.

Einig sind sich die Experten von Anwendern und Industrie, dass bei den Einsatzfahrzeugen noch viel Entwicklungsbedarf besteht. Aber beispielsweise auch für Hochwassereinsätze ist das eLHF aufgrund seines Allradantriebs und der im Betrieb schnell veränderbaren Bodenfreiheit gut geeignet.