Einen richtigen Namen haben sie noch nicht – die Techniker und Wissenschaftler nennen sie schlicht D2 und D3. "Das müssen wir spätestens auf der INTERSCHUTZ ändern" verspricht Robert Grafe. Er ist der Geschäftsführer des Deutschen Rettungsrobotik Zentrums (DRZ) in Dortmund, einer in Deutschland bislang einmaligen Einrichtung zur Erforschung von Zukunftstechnologien und der Weiterentwicklung künstlicher Rettungs-Intelligenz. Von hier aus wird der Einsatz von D2 und D3 koordiniert – zwei Roboter, die einmal unverzichtbare Helfer für Rettungskräfte in gefährlichen Einsätzen sein werden.

D2 und D3 sehen nicht gerade wie Roboter in einem Science-Fiction-Film aus – menschenähnlich mit Armen und Beinen. Stattdessen wirken sie mit ihren Ketten-Fahrwerken eher wie kleine Raupenfahrzeuge. Und nicht auf der Kinoleinwand, aber in einem Wissensmagazin der ARD hatte einer der beiden bereits eine kleine Hauptrolle.

Vielseitiger Aufgabenbereich

Ihr Aufgabenbereich ist vielseitig. In menschenfeindlichen Umgebungen wie zum Beispiel bei Feuer, nach Gebäudeeinstürzen oder bei Hochwasser sollen die Roboter Einsatzkräfte schützen und ihre Arbeit erleichtern. Dazu können sie je nach Bedarf mit unterschiedlichen Modulen ausgestattet werden. Zum Beispiel können die Roboter dreidimensionale Lagebilder aus einem eingestürzten Haus liefern, mit Hilfe einer Wärmebildkamera verschüttete Menschen aufspüren oder bei einem Unfall mit Gefahrgut Flüssigkeiten oder andere Stoffe aufnehmen, um Proben davon zu einem bereitstehenden Abrollcontainer zur Analyse zu bringen. Und auch wenn es beispielsweise um die Abdichtung eines Lecks mit einer austretenden giftigen Flüssigkeit geht, können die Roboter helfen, ohne dass sich dabei Einsatzkräfte in Gefahr bringen müssen.

D2 und D3 erstmals "live" auf der INTERSCHUTZ 2020 zu sehen

"Sie dienen lediglich als technische Helfer, um Gefahren für Menschen einzudämmen. Im entscheidenden Fall aber können sie lebensrettend sein." Einer breiten Öffentlichkeit werden D2 und D3 erstmals "live" auf der INTERSCHUTZ 2020 in Halle 17 auf dem Gemeinschaftsstand mit dem Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie der Feuerwehr Dortmund vorgeführt. Dort können die Besucher auch einen Blick in einen neuartigen Robotik-Leitwagen werfen und sich über die Arbeit des DRZ informieren.

Eine Besonderheit des Dortmunder Kompetenzzentrums ist ein "Living Lab" ein lebendes Labor. Darunter verstehen die Fachleute eine innovative Einrichtung, in der Teams aus Forschung, Entwicklung und Erprobung unter Realbedingungen zusammenwirken.Auf angeschlossenen innen und auβen liegenden Versuchsflächen können hier die Systeme zugleich gemeinsam mit Anwendern auf ihre Einsatztauglichkeit erprobt werden. Anlass für die Gründung des DRZ vor zwei Jahren war die zunehmende Bedeutung mobiler Robotersysteme im Einsatzgeschehen.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp zwölf Millionen Euro in einer ersten vierjährigen Förderphase. Es wird von einem Verbund aus Anwendern, Industrie, Hochschulen und Forschungseinrichtungen getragen. Langfristiges Ziel ist es, auch über die Anfangsphase hinaus ein wissenschaftlich orientiertes Kompetenzzentrum zu etablieren, das mit seinen Partnern innovative Entwicklungen vorantreibt. Damit soll immer leistungsfähigere Robotik-Technologie für Rettungskräfte am Markt verfügbar werden.

Da die Rettungsroboter von den Anforderungen der Einsatzpraxis geprägt sein sollen, wird der Forschungsverbund durch das Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie der Feuerwehr Dortmund koordiniert. Bereits zum Projektbeginn haben die 13 Verbundpartner aus Forschung, Industrie und Anwendern den Verein "Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.“ gegründet, der das Kompetenzzentrum aufbauen, betreiben und auch langfristig ausbauen soll.

"Wir möchten Impulsgeber für die Produktentwicklung sein, notwendige Standards setzen und die Verbreitung von Robotern in Schutz und Rettung vorantreiben" erläutert Vorstandsmitglied Dirk Aschenbrenner, Direktor der Feuerwehr Dortmund. „Dafür ist es notwendig, die in diesem Bereich tätigen Einsatzkräfte, Anwender, Firmen und Forschungseinrichtungen bestens zu vernetzen. Die INTERSCHUTZ bietet uns ideale Voraussetzungen, das DRZ weit über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Aber auch sonst ist jeder aus dem genannten Kreis, der uns kennenlernen oder bei uns als Mitglied mitwirken möchte, herzlich willkommen.“

Weitere Informationen: www.rettungsrobotik.de

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