Jeder, der die neuen Schnürsenkel anfasst, fühlt bereits, dass sie sich von einem normalen Schuhband unterscheiden. Der Senkel ist steifer, wirkt fast etwas drahtig. Die neue Senkel-Generation und speziell angepasste Ösen sollten erstmals serienmäßig auf der INTERSCHUTZ präsentiert werden. Trotzdem müssen Fans nicht länger warten, denn die Feuerwehrstiefel Fire Hero 2 und die Stiefel der Hais Fire Eagle Serie werden künftig auf die neuen Senkel umgestellt.

Angefangen hat die Entwicklung der neuartigen Schnürsenkel mit der fundamentalen Frage: Was ist ein Senkel? Klar, er hält den Schuh zusammen, sorgt für eine optimale Passform und individuellen Komfort. Der eine Träger mag einen fest und straff geschnürten Stiefel, der andere bevorzugt es lockerer und möchte sich nicht zu eingeengt fühlen. Nimmt man den Schnürsenkel aus dem Schuh und betrachtet ihn lose, dann ist er eine Art Seil. Er entspricht zwar nicht dem Bild eines Taus, das man zuerst im Kopf hat, aber er ist ein dünneres, flexibles, kurzes Seil.

"In der Schuhindustrie gibt es kaum noch kreative Innovationen im Bereich der Schnürsenkel, also mussten wir umdenken", erzählt Andreas Himmelreich, Leiter Forschung & Entwicklung bei Haix. „Wir haben ganz banal im Internet mit folgenden Stichworten gesucht: Seile, bergen, retten. Und so sind wir fündig geworden.“

Die Firma Teufelberger ist ein weltweit bekannter Hersteller von Seilen. Das österreichische Familienunternehmen ist Spezialist für alle Bereiche, von Stahlseilen für Seilbahnen und Krane über synthetische Faserseile für den Segelsport bis hin zu Seilen für die Absturzsicherung und Industrie. Schnürsenkel fand man bisher nicht im Portfolio.

Andreas Himmelreich und sein Team haben den Kontakt nach Österreich gesucht: "Wir haben uns zusammengesetzt und unser Anliegen diskutiert. Die Chemie hat sofort gestimmt. Hier haben wir einen Partner an Bord, der bereit ist, dieses besondere Seil 'Senkel' mit uns neu zu denken."

Die Entwicklung dauert schließlich drei Jahre, bis der erste Seil-Senkel in die Haix-Schuhe der Kunden kommt. "Wir haben bestimmt 50 Varianten getestet. Zuerst mussten wir unser Grundmaterial finden. Das war schwieriger als gedacht", berichtet der Haix-Entwicklungsleiter. Segelseile sind sehr leicht, elastisch und enorm reißfest – eigentlich die hervorragende Basis. Allerdings waren die Reiß- und Zugfestigkeit der Schnürsenkel nur der Anfang. Denn darüber hinaus stellt die Feuerwehr-Norm extrem hohe Anforderungen an die Senkel.

An einem Feuerwehrstiefel muss jedes Bauteil zehn Sekunden Beflammung unbeschadet und ohne nachzubrennen überstehen. An diesem Test scheiterten die Segelseile. Traditionell kommt deshalb feuerfestes Nomex-Material zum Einsatz. Doch Nomex besteht aus kurzen Fasern. Diese scheuern und reißen leicht. Mit der Neuentwicklung haben die Experten aus Seil- und Schuhtechnik die Reiß- und Abriebfestigkeit ihrer Senkel optimiert.

Für Zahlenaffine: Die Tests im Labor ergeben eine Reißfestigkeit von 3.000 Newton. Beim Scheuertest hält die Maschine nach über einer Million Zyklen automatisch an, weiter zählt sie nicht. Ein "normaler", qualitativ hochwertiger Schnürsenkel schafft bei diesem Test bis zu 300.000 Zyklen. Diese extreme Reißfestigkeit birgt neue Herausforderungen für die Entwicklung: "Da hatten wir am Ende einen perfekten Senkel und konnten ihn nicht abschneiden.", berichtet der Haix Chef-Entwickler. Die normalen Werkzeuge und Maschinen versagten dabei, die Senkel auf ihre Länge zu bringen. "Also mussten wir auch hier wieder eine spezielle Maschine anfertigen."

So unspektakulär wie er auf den ersten Blick wirkt, kann man hier gar nicht mehr von einem Schuhband sprechen: "Vielmehr ist es ein Hightech-Senkel", beschreibt Haix die Neuentwicklung.

Website: www.haix.de