Dräger steht mit der Produktion von Schutzmasken und Geräten rund um die Intensivbeatmung im Zentrum der Pandemie-Bekämpfung. Können Sie in Zahlen ausdrücken, wie sich Ihr Geschäft hier in den vergangenen Wochen geändert hat?

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, deren Geschäft im Zuge der eingeschränkten Wirtschaftstätigkeit leidet, haben wir auch Bereiche, deren Produkte gegenwärtig extrem stark gefragt sind. Von den allgemeinen Risiken sind aber wir auch betroffen.

Der Auftragseingang nahm in den ersten drei Monaten außerordentlich stark zu und stieg währungsbereinigt um 116,7 Prozent. In der Medizintechnik legten die Aufträge währungsbereinigt um 177,2 Prozent zu, getrieben unter anderem von der Nachfrage nach Beatmungsgeräten. In der Sicherheitstechnik stieg der Auftragseingang währungsbereinigt um 31,6 Prozent an, hier war insbesondere ein starker Anstieg der Nachfrage nach leichtem Atemschutz zu verzeichnen.

Von wo kommt diese Nachfrage? Aus welchen Regionen und von welchen Akteuren?

Wir sehen eine weltweit stark erhöhte Nachfrage insbesondere nach Beatmungsgeräten, einen vermehrten Bedarf an Zubehörprodukten für die Beatmung sowie auch nach leichtem Atemschutz.

Der Nachfrageanstieg begann Anfang des Jahres in China und Asien und setzt sich nun, parallel zu steigenden Infektionszahlen, in vielen anderen Ländern fort. Während üblicherweise häufig Krankenhäuser als Kunden auftreten, sind es in der aktuellen Situation verstärkt Gesundheitsbehörden bzw. staatliche Stellen.

Inwiefern haben Sie jetzt Ihre Produktion gesteigert?

Um der hohen Nachfrage nach unseren Produkten zu begegnen, haben wir bereits in den vergangenen Wochen unsere Produktionskapazitäten erheblich ausgeweitet. Im Bereich der Persönlichen Schutzausrüstung gibt es global eine deutlich erhöhte Nachfrage, im Speziellen betrifft dies FFP-Masken, Halbmasken, Partikelfilter sowie Schutzbrillen und Schutzanzüge. Wir produzieren unsere Masken in Schweden und Südafrika. Unsere Produktionskapazitäten sind voll ausgelastet.

Auf eine derart große Nachfrage konnten Sie nicht vorbereitet sein. Mit den aktuellen Bedarfen können Sie kaum mithalten, oder?

Zwar haben wir entsprechende Sicherheitsbestände, um kurzfristige Schwankungen abfedern zu können. Aufgrund der stark zunehmenden Zahl von Infektionen hat die Zahl der Bestellungen und Anfragen jedoch drastisch zugenommen, so dass auch unsere Produktionskapazitäten vollständig ausgeschöpft sind und wir Lieferungen/Bestellungen entsprechend priorisieren müssen und dies nach Maßgabe unseres Versorgungsauftrages und unter Berücksichtigung bestehender Vertragsverpflichtungen auch tun. Trotz größter Anstrengungen ist es nicht möglich, den exponentiell gestiegenen Bedarf unmittelbar und direkt zu befriedigen.

Immer wieder steht aktuell in der Kritik, dass Engpässe bei Schutzmaterialien entstanden sind, weil Produktionsstätten nicht mehr vor Ort angesiedelt sind und Lieferketten schlechter kontrolliert werden können. Wie ist die Situation bei Dräger? Wie viel Produktion läuft bei Ihnen in Deutschland und Europa?

Dräger hat Produktionsstandorte in Deutschland, Chile, China, Großbritannien, Indien, Schweden, Südafrika, Tschechien und den USA. Beatmungsgeräte produziert Dräger in Lübeck, Atemschutzmasken in Schweden und Südafrika.

Welche Rolle hat ein möglicher Pandemie-Fall vor Corona für Dräger gespielt? Gab es bei Ihnen Notfallpläne?

Unser Unternehmen verfügt über einen aktuellen Pandemieplan, der unter Federführung unseres internen Betriebsärztlichen Dienstes regelmäßig aktualisiert und angepasst wird. In Zusammenarbeit mit unserem bereits mehrfach ausgezeichneten, internen Gesundheitsmanagement werden auch alle Konzepte zum Schutz unserer Mitarbeiter und zur Aufrechterhaltung unserer Betriebsfähigkeit entwickeln. So arbeitet ein Großteil der Mitarbeiter bereits genau dort, wo es betrieblich erforderlich und medizinisch vertretbar ist - vor Ort beim Kunden, in Präsenz in Produktion, Logistik und Entwicklungsbereichen sowie mobil von zuhause.

Gibt es schon Überlegungen, dass Corona-Thema 2021 auch auf der INTERSCHUTZ aufzugreifen?

Bei der Interschutz 2021 behandeln wir natürlich aktuelle Themen, die den Markt beschäftigen, wie zum Beispiel Gesundheitsrisiken. Bei diesem Hot Topic gehen wir nicht nur auf das Krebsrisiko von Einsatzkräften ein, sondern legen auch einen Fokus auf das Thema Hygiene.

Dräger auf der INTERSCHUTZ 2021