Unvergessen sind die Einsätze in den Jahren 1997, 2006 und 2013. Überflutete Straßen und zerstörte Häuser: Binnen weniger Tage richten Hochwasser immense Schäden an. Beispiellos war das Juni-Hochwasser 2013: In Folge langanhaltender und intensiver Regenfälle kam es zu großflächigen Überschwemmungen in sieben Ländern Europas. In Deutschland waren besonders die Flussverläufe von Donau und Elbe betroffen. Die DLRG Niedersachsen hatte in Spitzenzeiten mehr als tausend Kräfte im Einsatz, um die Deiche vor Durchweichung und Beschädigungen durch Treibgut zu schützen.

Maßgeblich beteiligt waren die Landeseinsatzzüge Nord, Süd, Ost und West sowie die jeweiligen Bezirkszüge. Etliche Sandsäcke wurden befüllt und transportiert, um die Aufkardungen der Deiche vorzunehmen. So konnte eine Erhöhung von rund einem halben Meter an kritischen Stellen erreicht werden. Nächster Schritt war die Beseitigung des Treibguts. Dazu gehörten neben großen Mengen an ausgerissenen Bäumen sogar Öltanks und Jägerhochsitze. Mittels Leinenverbindung konnten die DLRG-Einsatzkräfte das Treibgut zu den Anlandepunkten schleppen und von dort entweder zerlegen oder mit Kränen aus dem Wasser ziehen. Mehrere tausend Kubikmeter wurden so an Land gebracht.

Um die Deiche vor eindringendem Wasser zu schützen, gibt es verschiedene Einsatzmittel. Unter anderem den altbewährten Sandsack. Mehr als 200.000 Stück wurden beispielsweise beim Hochwasser 2006 im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu den Einsatzstellen verbracht, um die Deiche von der Wasserseite aus zu erhöhen oder das Abrutschen des Deichfußes durch das Aufbringen von Gewichten zu verhindern.

Bewährt hat sich ebenso die seit 1997 zum Einsatz kommende wasserundurchlässige Folie. Die DLRG Strömungsretter fixieren die Folie an der Deichkrone, die Taucher beschweren sie im Wasser zusätzlich durch Sandsäcke. Durch den Wasserdruck entsteht eine formschlüssige Verbindung. So soll das Eindringen von Wasser bzw. das Ausschwemmen von Sediment verhindert werden. Und das mit Erfolg: Kein Deich, der auf diese Art und Weise "tapeziert" wurde, ist seither gebrochen. Beim Hochwasser 2016 konnten durch die Folie kilometerlange Abschnitte gesichert werden.

Das Verlegen der Folien ist für die Einsatztaucher der DLRG eine kräftezehrende Aufgabe. Diese wird regelmäßig in Übungen trainiert. "Wichtig ist hierbei das Zusammenspiel der Taucher unter Wasser sowie der Strömungsretter über Wasser", betont Torsten Heuer, Referent Katastrophenschutz/ Öffentliche Gefahrenabwehr im LV Niedersachsen. "Teamwork ist elementarer Bestandteil der Folienverlegung."

In der Zukunft kann die mögliche Einsatzzeit der Taucher durch den Einsatz von schlauchversorgten Tauchgeräten noch erhöht werden. Die Gruppe "Spezialtaucher" im Arbeitskreis Tauchen des LV Niedersachsen hat Ende Februar den ersten Schritt gemacht, um diese neue Komponente ausbilden zu können: Die ersten sieben Ausbilder absolvierten den zweitägigen Lehrgang erfolgreich.

"Bei den genannten Hochwassern hat sich gezeigt, dass die vorhandenen Einsatzmittel, im speziellen die Boote, zum Teil nicht den Anforderungen in Bezug auf Zuladung und Belastbarkeit entsprachen", erklärt Martin Witt, Leiter Einsatz des LV Niedersachsen. Der Landesverband hat deshalb die Beschaffung von 20 Mehrzweckbooten eingeleitet, um die Züge mit einem zielgerichteten Einsatzmittel auszustatten und im Besonderen die noch vorhandenen untermotorisierten und viel zu kleinen Schlauchboote auszutauschen. "Ferner sind wir dabei, zwei Prototypen GW Tauchen und GW Wasserrettung zu entwickeln, um auch hier in der Zukunft flächendeckend entsprechend den Anforderungen an die Einheiten im Katastrophenschutz genüge zu tragen“, so Witt.

Für die Führung von Verbänden wurde ein Pool von Verbandsführern geschaffen, die bei Bedarf abrufbar sind. Letztendlich sind erhebliche Mittel in die Digitalisierung der Koordinierungsstelle der DLRG Niedersachsen geflossen, um auch hier einen Mehrwert für die Führung der Einheiten auf Landesebene zu schaffen.

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Teaser-Text DLRG: „Strömungsrettung ist Teamarbeit; einer alleine ist gegen das Wasser machtlos“, sagt Alexander Schneider. Seit 10 Jahren stehen besondere DLRG Einheiten bereit, wenn es um Rettung aus strömenden Gewässern geht: die DLRG Strömungsretter. Bei Überschwemmungen und Flutkatastrophen oder bei Unglücken beim Rafting oder Kajakfahren werden sie gerufen. Diese Einsätze sind nicht nur besonders anstrengend, sie erfordern auch Mut, Kraft und eben auch Teamgeist.