Stoppt die Aggressivität! Symposium "Gewalt gegen Einsatzkräfte"
Die Gewalt gegen Feuerwehrkräfte und Rettungsdienst-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter hat in den vergangenen Jahren erschreckende Ausmaße erreicht. In einem Symposium soll auf der INTERSCHUTZ am Messefreitag, 24. Juni untersucht werden, wo die Ursachen liegen und was dagegen getan werden kann.
8. Juni 2022Teilen
Einladung zum Symposium am 24. Juni: "Gewalt gegen Einsatzkräfte"
Seit Jahren werden viele Feuerwehrangehörige während ihrer Einsätze immer wieder beleidigt, bedroht oder gar tätlich angegriffen. Damit sich das ändert, wünschen sich die Einsatzkräfte mehr Initiative der Öffentlichkeit. Im Rahmen des 29. Deutschen Feuerwehrtages und der INTERSCHUTZ 2022 findet deshalb am 24. Juni von 10.00 bis 12.30 Uhr im Convention Center auf dem Messegelände ein kostenloses Symposium zum Thema " Gewalt gegen Einsatzkräfte " statt. Dabei werden Politik, Verbände und Öffentlichkeit gemeinsam diskutieren, wie die besorgniserregende Entwicklung gestoppt werden kann. Gäste sind herzlich willkommen.
Das Symposium wird organisiert von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Feuerwehr im Bundesprogramm "Zusammenhalt durch Teilhabe", abgekürzt Z:T. Die INTERSCHUTZ bietet die Gelegenheit, die zwölf unterschiedlichen Z:T-Projekte der Landesfeuerwehrverbände und des Deutschen Feuerwehrverbandes kennenzulernen, die sich täglich der Konflikt- und Extremismusprävention widmen.
Wir haben mit Denny Saul, dem Leiter des Projekts "Einmischen, Mitmachen, Verantwortung übernehmen" (EMVü) beim Thüringer Feuerwehrverband, gesprochen.
Frage: Welche Erfahrungen hat Dein Projekt mit dem Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ gesammelt?
Denny Saul: In Thüringen ist dieses Thema direkt beim Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales (TMIK) verankert. Das Projektteam von „EMVü“ befindet sich mit den entsprechenden Vertretern des TMIK in einem engen Austausch. Eine AG, welche gemeinsame Interessen bündelt und die unterschiedlichen Akteure im Themenfeld zusammenführt, wurde bereits auf den Weg gebracht. Derzeit wird ein Screening der Gewalterfahrungen im Einsatz in Thüringen durchgeführt. Nach der Bedarfsermittlung werden weitere Präventionsmaßnahmen folgen.
Frage: Was unternimmt Euer Projekt für die Gewalt- und Konfliktprävention? Was plant ihr für die Zukunft?
Denny Saul: Bedrohungen, Beschimpfungen und Gewalt sind auch im Arbeitsbereich der Hilfsorganisationen keine Seltenheit. Durch die vielschichtigen Aufgaben und Einsatzgebiete der Feuerwehren in Thüringen kann es auch zu schwierigen Einsatzsituationen kommen. Da Rettungseinsätze oftmals Notfälle sind, ist auf Seiten der Betroffenen mit situationsbedingten Schwierigkeiten, wie z.B. Unsicherheit, Angst und Stress zu rechnen. Die meisten Konfliktsituationen erwachsen aus starken Emotionen, wie dem Gefühl von Schwäche oder Überforderung, aus Missverständnissen oder dem Eindruck, nicht respektiert zu werden. Aber auch Alkohol- und Drogenkonsum können bei Konflikten eine Rolle spielen. Wer mit den Beteiligten selbstbewusst und angemessen umzugehen weiß, kann auch in schwierigen Situationen handlungsfähig bleiben und Auseinandersetzungen souverän auflösen. Deshalb haben wir eine Fortbildungseinheit entwickelt, welche die Handlungskompetenz der Kameradinnen und Kameraden verbessern soll. Darauf aufbauend wollen wir zukünftig weitere Maßnahmen entwickeln.
Frage: Bringt die Coronakrise neue Herausforderungen in den Bereichen Gewalt und Extremismus mit sich?
Denny Saul: Verschwörungserzählungen und Fakenews rund um die Corona-Krise erreichen ebenso wie Rechtspopulismus immer mehr Menschen auch in ihrem persönlichen Nahbereich – privat wie beruflich. Rassismus, Antisemitismus und Gewalt können dabei Kommunikationsmittel sein, die jedem Menschen zur Verfügung stehen, es ist daher Aufgabe jedes einzelnen, aber auch der zivilgesellschaftlichen Akteure, sich klar zu positionieren und Haltung zu zeigen.
Frage: Am 24. Juni wird es das Symposium "Gewalt gegen Einsatzkräfte" auf der INTERSCHUTZ geben. Was erhoffst Du Dir von Politik und Feuerwehr? Was muss in Deutschland passieren, damit die Angriffe gegen Feuerwehrangehörige aufhören?
Denny Saul: In erster Linie geht es darum, den Respekt und die Achtung füreinander, sowohl im Einsatz als auch außerhalb des Einsatzgeschehens, nicht zu verlieren. Was wir momentan erleben, ist eine „Verrohung“ des gesellschaftlichen Miteinanders, die sich sowohl in der digitalen als auch in der analogen Welt, befeuert durch die Corona Krise, immer wieder Bahn bricht. Darunter fallen auch Angriffe auf Einsatzkräfte. Der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält, muss erneuert werden, und das können Politik und Zivilgesellschaft nur zusammen leisten. Dies wird eine wichtige Aufgabe allen Demokraten sein.
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