Endlich wieder Messe, endlich wieder INTERSCHUTZ! Worauf freuen Sie sich auf der INTERSCHUTZ am meisten?

Die INTERSCHUTZ ist eine sehr wichtige Austauschplattform für den Bevölkerungsschutz. Ich freue mich sehr, dass wir nun in Hannover wieder die Möglichkeit haben werden, persönliche Gespräche zu führen. Online-Formate können diesen wichtigen Austausch von Angesicht zu Angesicht nur teilweise ersetzen. Außerdem ist die INTERSCHUTZ eine gute Möglichkeit, neue Trends und Innovationen im Zivil- und Katastrophenschutz kennenzulernen.

Warum ist der Besuch der INTERSCHUTZ aus Ihrer Sicht gerade in diesem Jahr so wichtig?

In diesen Zeiten, die den Bevölkerungsschutz vor viele Herausforderungen stellen, ist es unverzichtbar, dass sich die Akteurinnen und Akteure austauschen und miteinander vernetzen. Eine Fachmesse wie die INTERSCHUTZ halte ich für eine optimale Plattform dafür.

Das THW ist auf der INTERSCHUTZ auch wieder mit einem großen Stand in Halle 17 vertreten. Welche Highlights erwarten die Besucher bei Ihnen auf der Fläche?

Blickfang auf unserem Stand D42 in Halle 17 werden der Prototyp eines Pontonboots und die neue mobile Werkstatt des „Fachzugs Logistik“ sein. Mit dieser Ausstattung zeigt das THW in welche Richtung der Bevölkerungsschutz in Zukunft gehen wird.

Die Werkstattcontainer kamen ebenso wie Mabey-Brücken nach dem Starkregen im Juli 2021 an Ahr und Erft zum Einsatz. Über ein neun Meter langes Teilstück dieses Brückentyps werden die Messe-Besucherinnen und -Besucher auf dem THW-Stand selbst laufen können.

Außerdem stellen wir zusammen mit der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) das neue EU-Modul „Flood Rescue Using Boats“ vor. Bei Auslandseinsätzen nach verheerenden Überflutungen werden wir mit dem Modul gemeinsam mit der DLRG in den Einsatz gehen.

Das Thema Bevölkerungsschutz ist wichtiger denn je. Die Überflutungen im Ahrtal, aber auch die zunehmende Anzahl von Vegetationsbränden oder andere Extremwetterszenarien haben das gezeigt. Was muss getan werden, damit die Einsatzkräfte im Fall der Fälle noch schneller und besser helfen können?

Nicht nur Naturereignisse können dazu führen, dass großflächig und länger andauernd wichtige Teile der Infrastruktur wie die Trinkwasser- oder Stromversorgung ausfallen. Als Gesellschaft sind wir heute von dieser Infrastruktur deutlich abhängiger als früher. Darauf muss auch der Bevölkerungsschutz seine Aktivitäten ausrichten.

Neben einer weiteren Modernisierung der Ausstattung kommt es darauf an, die Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen auszubauen. Das THW hat klare Kernkompetenzen beispielsweise in Notversorgung, Infrastruktur, Räumen und Logistikunterstützung. Ausbaubedarf sehe ich zum Beispiel in den Bereichen Elektroversorgung, dem Brückenbau sowie in der Trinkwasseraufbereitung und -verteilung.

Neben der Technik ist es aber ebenfalls wichtig, solche Szenarien nach Extremwetterlagen immer wieder zu üben. Regelmäßige Übungen auf allen Ebenen tragen einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteure im Bevölkerungsschutz reibungslos erfolgt.

Vernetzung und Digitalisierung sind Schwerpunkt der diesjährigen INTERSCHUTZ. Welche Chancen ergeben sich ganz konkret für das THW und die anderen Institutionen durch den Einsatz innovativer Technologien?

Als THW sind wir an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt, die die Vernetzung und die Digitalisierung im Bevölkerungsschutz fördern. Zum Beispiel testen wir, wie sich Künstliche Intelligenz bei Einsätzen unter Wasser oder beim autonomen Fahren von Booten nutzen lässt.

Um eine sichere Kommunikation innerhalb des THW zu gewährleisten haben wir den THW-eigenen Messenager „hermine“ eingeführt. Außerdem schaffen wir die Grundlagen für die Einführung einer digitalen THW-Einsatzplattform sowie einer digitalen THW-Einsatzkoordinierung.

Nicht vernachlässigt werden dürfen aber die Gefahren, die sich durch eine immer stärkere Vernetzung ergeben. Dafür braucht es im Bevölkerungsschutz eine langfristige Strategie. Für das THW bedeutet das, dass wir unsere etablierten Strukturen und Erfahrungen nutzen werden, um die Fähigkeiten im Bereich der Cyberhilfe auszubauen. Nach solchen Angriffen wollen wir öffentliche Einrichtungen unterstützen und uns bei der Notinstandsetzung Kritischer Infrastruktur einbringen.

Stichwort Ehrenamt – genauso wie bei den Feuerwehren wäre auch die Arbeit des THW ohne die Mithilfe der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht denkbar. Wie gut gelingt es Ihnen, die junge Generation – sprich den Nachwuchs – für Ihre Arbeit zu begeistern?

Die großen und lang andauernden Einsätze in den vergangenen Jahren haben der Bekanntheit des THW einen weiteren Schub gegeben. Zusätzlich fördern wir das ehrenamtliche Engagement mit unserer Kampagne „Deine Zeit ist jetzt“. Im Jahr 2021 sind dadurch bundesweit 8.000 neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dem THW beigetreten. Sehr gut ist auch die Entwicklung im Bundesfreiwilligendienst, wo rund 800 „Bufdis“ im THW Dienst leisten. Über diese positive Entwicklung bin ich sehr froh.

Den THW-Messestand werden wir natürlich nutzen, um über das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz zu informieren. Wir werden auf der INTERSCHUTZ aber auch für den Bundesfreiwilligendienst sowie eine hauptamtliche Tätigkeit beim THW werben.

Im Film sehen wir Bilder vom Prototyp des Pontonbootes, welches Sie ebenfalls auf der Messe vorstellen werden. Was ist das Besondere an diesem Boot? Welche Einsatzszenarien gibt es?

Beim Pontonboot handelt es sich um einen Prototyp den wir innerhalb von drei Jahren zusammen mit mehreren Partnern unter anderem aus Industrie und Wissenschaft entwickelt haben. Auf dem Markt ist derzeit nämlich kein Modell verfügbar, das die Anforderungen des Bevölkerungsschutzes erfüllt.

Das aus verschiedenen Modulen bestehende Pontonboot ist flexibel ausbaubar und ermöglicht auch die Konstruktion von schwimmenden Arbeitsplattformen und Pontonbrücken. Durch die kompakte Bauweise des modularen Systems lassen sich die einzelnen Elemente gut transportieren. Aufgrund der großen Nutzlast von 28 Tonnen kann das Pontonboot vielfältig eingesetzt werden.