Spätestens seit der Starkregenkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor knapp einem Jahr sind sie bundesweit wieder ins Gespräch gekommen – Sirenen. Aber auch ein bundesweiter „Warntag“ hatte schon 2020 gezeigt, dass die Bedeutung von Sirenen hoch und die Erwartungshaltung der Bevölkerung an die Existenz von Sirenen groß ist Über Jahrzehnte waren sie als wichtige Alarmierungsmöglichkeit vielerorts fast in Vergessenheit geraten. Denn nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das flächendeckende Sirenennetz größtenteils abgebaut. Angaben über die Zahl der heute noch funktionsfähigen Sirenen schwanken zwischen 15.000 und 35.000. Doch die meisten von ihnen entsprechen auch dort, wo sie noch vorhanden sind, längst nicht mehr dem Stand der Technik.

Sicher ist: Das Sirenennetz in Deutschland wird wieder ausgebaut. Dazu finanziert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bis Ende dieses Jahres ein Förderprogramm mit rund 90 Millionen Euro und ergänzt bereits unternommene Anstrengungen auf Landesebene. Ziel ist es laut BBK (Halle 17/B42 u. D57), die Verfügbarkeit des Warnmittels in der Fläche und für den Zivilschutz zu erhöhen. Darüber hinaus sollen die Sirenen auf einen möglichst einheitlichen modernen technischen Stand gebracht werden.

Unter anderem soll hierdurch die Möglichkeit zur zentralen Auslösung über das Modulare Warnsystem (MoWaS) vorbereitet werden. So können Warnungen besser an die tatsächliche Gefahr angepasst werden. Die herkömmlichen Sirenen sind überwiegend im Besitz der Kommunen und können bislang nicht unmittelbar über das MoWaS aktiviert werden. Durch eine Anbindung ist eine zeitgleiche Warnung über alle Warnkanäle möglich.

Wir brauchen einen Warn-Mix

Ausbau und Modernisierung des Sirenenwarnsystems werden auch auf der INTERSCHUTZ 2022 eine herausragende Rolle spielen. Marktführer HÖRMANN Warnsysteme (Halle 17/E24) beispielsweise demonstriert die für das Förderprogramm passenden elektronischen Sirenen und unterstützt mit seinen Experten die Verantwortlichen bei der Planung eines flächendeckenden Sirenenwarnsystems. „Durch den Klimawandel gibt es eine neue Bedrohungslage und damit Handlungsbedarf“, erläutert Matthias Müllner, Geschäftsführer von HÖRMANN Warnsysteme, die Aktualität des Themas.

„Wir benötigen einen vernünftigen Warn-Mix, der unterschiedliche Warnkanäle umfasst. Nur so kann die Bevölkerung in allen Lagen rechtzeitig gewarnt werden. Jede Warnung beginnt mit dem Weckeffekt der Sirene, anschließend kann der Bürger sich mittels weiterer Informationskanäle über seine regionale Lage informieren. Er bekommt Handlungsempfehlungen, zum Beispiel ‚Schließen Sie die Fenster‘ oder ‚Verlassen sie das Gebäude und begeben sich in höher gelegene Gegenden‘“, so Müllner weiter. Ein weiterer Schwerpunkt im INTERSCHUTZ-Auftritt des Unternehmens ist die Einbindung der elektronischen Sirenen in funkbasierte Kommunikationsinfrastrukturen wie TETRA und den Digitalfunk BOS.

Jeden Samstag Probealarm

Nicht überall in Deutschland sind die Sirenen in Vergessenheit geraten. In einzelnen Gemeinden diesen sie nach wie vor zeitweise zur Warnung der Bevölkerung oder zur Alarmierung der Feuerwehren. Mancherorts sind die Heultöne in einzelnen Regionen sogar regelmäßig zu hören, wenn sie zum Beispiel samstags um 12 Uhr auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden.

Ein Beispiel ist der schleswig-holsteinische Kreis Pinneberg. Dort startete die Verwaltung übrigens eine Initiative, mit der die Bevölkerung gebeten wurde, Geflüchtete aus der Ukraine auf den routinemäßigen Probe-Sirenenalarm aufmerksam zu machen. Damit soll erreicht werden, dass die heulenden Sirenen keine traumatischen Erinnerungen bei den Flüchtlingen hervorrufen.