Zehn für Binnenländer eigenartig wirkende Hügel sind charakteristisch für Hallig Hooge. Es sind Hügel, auf denen Häuser stehen, sogenannte Warften.

Die Warften schützen die Menschen, wenn die Nordsee bei einer Sturmflut für "Landunter" sorgt. Auf der größten Warft steht auch das Feuerwehrgerätehaus. Denn die kleine Hallig hat seit 1956 auch eine eigene Wehr.

Wehrführer ist seit gut einem Jahr der 52 Jahre alte Jan Dell Missier. Seine Familie ist seit Generationen mit der Hallig verbunden, sein Vater gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Feuerwehr. Gleich mit 18 Jahren kam Jan in die Feuerwehr – eine Selbstverständlichkeit, wie er nach wie vor findet.

Zurzeit zählt die Freiwillige Feuerwehr Hallig Hooge 13 Aktive, unter ihnen eine Frau – im Verhältnis zur Einwohnerzahl eine vergleichsweise hohe Quote. Doch wie die Kollegen auf dem Festland sorgt sich auch Jan Dell Missier um den Nachwuchs. "Gerade mal vier Atemschutzträger haben wir noch", berichtet er. "Das zeigt unser Problem." Doch er ist stolz auf die Wehr: "Wir sind hier gut aufgestellt. Wenn’s drauf ankommt, sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft."

Durchschnittlich etwa 80 Einsätze pro Jahr zählt die Feuerwehr von Hallig Hooge. Wie an Land gehören dazu in erster Linie technische Hilfeleistungen. So kommt es schon einmal vor, dass eine Pferdekutsche in einen Graben rutscht und herausgezogen werden muss oder Sturmschäden zu beseitigen sind. "Häufiger müssen wir auch bei Einsätzen des Rettungshubschraubers die Landestelle absichern", erzählt Dell Missier. "Denn wenn es schnell gehen muss, ist neben dem Seenotrettungsdienst der Hubschrauber die einzige Möglichkeit, Patienten in ärztliche Behandlung auf das Festland zu bringen." Eine Polizeistation gibt es auf der Hallig nicht. Die Feuerwehrleute sind auf sich allein gestellt. Vor allem, wenn’s brennt. Anders als an Land kann bei Bedarf nicht schnell eine Nachbarwehr zur Unterstützung kommen.

Dabei ist die Brandgefahr angesichts der zahlreichen reetgedeckten Häuser nicht zu unterschätzen. Auch wenn seitdem schon viele Jahre vergangen sind, erinnert sich Jan Dell Missier noch gut an den Brand des Museums "Königspesel". "Halligbewohner, Seminarteilnehmer der Schutzstation Wattenmeer und die zu Hilfe gerufene Langeneßer Feuerwehr verhindern ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Gebäude", verzeichnet die Feuerwehrchronik aus dem Jahr 1995. Die Nachbarwehr von der Hallig Langeneß war per Schiff zum Einsatzort gebracht worden.

"1985 kam das erste Löschfahrzeug auf die Hallig – ein gebrauchter Ford Transit mit einer Tragkraftspritze TS 8, ihm folgte ein Mercedes LF 8 mit einer TS 8 und Vorbaupumpe, und seit 1998 haben wir ein IVECO LF 8/6, Florian Nordfriesland 96/44/01", erläutert Wehrführer Dell Missier. Auch ein Boot gehört zur Ausstattung. Bevor das erste Löschfahrzeug zur Verfügung stand, musste der Tragkraftspritzenanhänger (TSA) noch mit privaten Fahrzeugen zum Einsatzort gebracht werden. "Deshalb wurde auf Hooge die sogenannte Treckerprämie eingeführt, ein Geldbetrag, den die Gemeinde denen auszahlte, die als erste beim Gerätehaus waren", so die Chronik. "Dieser Betrag wurde dann der Kameradschaftskasse gespendet und auf den jährlichen Festen und Ausflügen einer allgemein vergnüglichen Verwendung zugeführt."

Das heutige Löschfahrzeug ist im neuen Gerätehaus auf der Hanswarft untergebracht, das am 18. Juni 2005 eingeweiht wurde. Alarmiert werden die Aktiven der Hooger Feuerwehr von der Regionalleitstelle in Harrislee bei Flensburg über Funkmeldeempfänger. "Auch bei uns gilt für Notfälle die Rufnummer 112", betont Jan Dell Missier, der die enge und gute Zusammenarbeit mit den beiden Krankenpflegern lobt. Auch die Mitglieder der Feuerwehr haben eine Extraausbildung erhalten, um bei medizinischen Notfällen kompetent Erste Hilfe leisten zu können. Dazu gehört auch eine Unterweisung in Telemedizin, mit deren Hilfe aktuelle Patientendaten direkt in eine Klinik übertragen werden können. Alle 14 Tage treffen sich die Wehrmitglieder zur Übung.

So wie Hooge hat auch die mit 9,56 Quadratkilometern größte der zehn nordfriesischen Halligen, Langeneß, eine eigene Feuerwehr. Sie zählt, wie Wehrführer Honke Johannsen berichtet, ebenfalls 13 Aktive. Hinzu kommen drei Aktive auf der benachbarten Hallig Oland, die mit Langeneß über einen Lorendamm verbunden ist. Langeneß zählt etwa 115 Einwohner, Oland 21. Auch Deutschlands kleinste Gemeinde, Hallig Gröde, hat ihre Freiwillige Feuerwehr – mit ihren derzeit zehn Einwohnern allerdings ohne feste Strukturen. "Für den Notfall haben wir alles zur Verfügung", sagt Inselbewohnerin Sabine Kolk. "Dazu gehören unter anderem eine fahrbare Spritze, die erforderlichen Schläuche und auch die Löscher in den Ferienwohnungen." Ein Auto benötigen die Helfer nicht: Nur eine der beiden Warften auf der Hallig ist bewohnt, und die Häuser stehen dicht beieinander. Außerdem: "Im Notfall sind wir alle da", versichert Sabine Kolk.