„Leuchttürme“ und „Notfall-Infopunkte“: Hilfe für den Katastrophenfall
Naturkatastrophen, Klimawandel, Krisen unterschiedlicher Art: Das Bewusstsein der Menschen in Deutschland, sich besser auf Notsituationen vorzubereiten, ist gestiegen. Viele Städte und Gemeinden bieten schon seit längerer Zeit Anlaufstellen an, bei denen sich Bürger zum Beispiel bei einem Blackout melden können, um Hilfe zu bekommen.
21. Juni 2024Teilen
Einheitliche Bezeichnung
„Katastrophenschutz-Leuchttürme“, abgekürzt „Kat-Leuchttürme“ heißen sie zum Beispiel in Berlin, im Landkreis München oder in Cottbus, „Notfall-Leuchttürme“ in Stuttgart oder im Burgenlandkreis. Die Stadt Wolfsburg hat kürzlich die Einrichtung von „Bevölkerungsschutz-Leuchttürmen“ bekanntgegeben. Andere Kommunen sprechen von Notfall-Infopunkten – Dortmund zum Beispiel und zahlreiche weitere Städte in Nordrhein-Westfalen.
Auch in der bevölkerungsreichsten Region Schleswig-Holsteins, im Kreis Pinneberg, sahen die Verantwortlichen in der Bezeichnung „Leuchttürme“ eher nützliche Helfer für die Schifffahrt und richteten stattdessen Notfall-Infopunkte ein. Sie schufen damit zugleich ein erfolgversprechendes Modell.
„Bei uns waren die Notfall-Leuchttürme ursprünglich ein Pilotprojekt für Schleswig-Holstein. Aber wir haben uns schließlich landesweit auf die Bezeichnung Notfall-Infopunkte geeinigt, weil der Begriff ‚Leuchtturm‘ hier eine ganz andere, traditionelle Bedeutung hat“, erläutert Robert Schwerin, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim Kreis Pinneberg.
Hilfsangebote in Katastrophen-Situationen
Ursprünglich, so berichtet er, seien die Anlaufpunkte hauptsächlich im Zeichen einer möglichen Energiemangellage und der damit verbunden Blackout-Planung gedacht gewesen. Jedoch sei schnell klar gewesen, dass es nicht nur um Stromausfall, sondern um schnelle Hilfsangebote auch in anderen Katastrophen-Situationen gehe.
„Uns erschien es auch zu kurz gedacht, in solchen Fällen als Anlaufpunkt ein Feuerwehr-Kommandofahrzeug auf eine Kreuzung zu stellen“, sagt Schwerin. „Stattdessen haben wir zusammen mit unseren Kommunen bei einem Katastrophenschutz-Gipfel überlegt, wie so etwas funktionieren könnte. Denn die Grundvoraussetzungen in den Städten und Gemeinden sind sehr verschieden.“ Grundsätzlich das Feuerwehr-Gerätehaus als Notfall-Infopunkte zu nehmen, erschien nicht sinnvoll, weil dort in einem Katastrophenfall ohnehin viel Betrieb herrscht. Stattdessen wurden mittlerweile in 26 Kommunen Örtlichkeiten wie beispielsweise Dorfgemeinschaftshäuser oder Rathäuser ausgewählt.
Unterschiedliche Kategorien
Bei der Ausstattung der Infopunkte hat der Kreis Pinneberg drei unterschiedliche Kategorien von A bis C festgelegt – C für die einfachste und A für die umfangreichste.
So gehört in der Kategorie C im Katastrophenfall beispielsweise eine Rund-um-die-Uhr-Besetzung zu den Grundvoraussetzungen. Vorhanden sind dort auch ein Erste-Hilfe-Kasten sowie als Hilfematerial Whiteboard, Zargesbox, Marker und Magnete, Megaphon, Warnweste, Mobiler Drucker, Batterien, Collegeblock, Schreibmaterial, Kopflampe, Kommunikationsgerät wie Funkgerät oder Satellitentelefon.
Hilfesuchende können an der Station Informationen einholen, Notrufe und Hilfeersuchen loswerden und an einem „Schwarzen Brett“ Hilfeersuchen und Angebote kommunizieren.
Kategorie B verfügt zusätzlich zu den Angeboten der Kategorie C über eine Notstromversorgung für Energie und Wärme, eine Möglichkeit zum Erwärmen von Babynahrung und eine Lademöglichkeit für medizinisches Gerät, wie Beatmungsgeräte, sowie über einen Ersthelfer.
Die höchste Kategorie A bietet zusätzlich eine Wärmehalle. Darüber hinaus wird eine kleine ärztliche Anlaufpraxis eingerichtet, in der es auch Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung durch Ärzte gibt. Nach den Worten von Robert Schwerin ist dies für den Blackout-Fall mit der Kassenärztlichen Vereinigung vorgeplant worden. Außerdem stehen hier Räumlichkeiten und Flächen zum Beispiel für die Ausgabe von Hilfsgütern zur Verfügung.
Bereitschaft in 12 Stunden
Insgesamt sehen die Pläne des Kreises Pinneberg mit seinen rund 330.000 Einwohnern bislang 31 Notfallpunkte vor – 14 davon in der Kategorie C und je drei in den Kategorien A und B. Elf weitere sind bislang nicht zugeordnet. Spätestens innerhalb von zwölf Stunden sollen die Notfall-Infopunkte nach den Worten von Robert Schwerin voll funktionsfähig sein.
„Jede Kommune weiß im Katastrophenfall, was zu tun ist“, sagt der Fachbereichsleiter. „Alle Beteiligten waren bei der Entwicklung des Konzepts unfassbar kooperativ. Allen war klar: Es geht nur gemeinsam.“ Vor allem haben die Städte und Gemeinden im Kreis verstanden, dass die Planung für solche Notfall-Infopunkte nicht erst beginnen kann, wenn bereits eine Katastrophe eingetreten ist. In einzelnen Kommunen wurde das Verfahren bereits geprobt, und es hat laut Robert Schwerin funktioniert.
Tipps und Hilfestellungen für Selbstschutz
Dennoch ist für ihn ebenso wie für die Verantwortlichen in anderen Regionen klar, dass derartige Notfall-Maßnahmen nur funktionieren, wenn auch die Bevölkerung vorbereitet ist. „Natürlich ist Selbstschutz immer der beste Schutz“, sagt Schwerin. „Und: Wer für sich selbst sorgt, entlastet im Krisenfall auch die Hilfsorganisationen. Sie können sich dann um diejenigen kümmern, die sich nicht allein helfen können.“ Ebenso wie viele andere Städte und Gemeinden in Deutschland hat auch der Kreis Pinneberg unter der Adresse sei-bereit.kreis-pinneberg.de eine Internetseite eingerichtet, auf der die Bürgerinnen und Bürger wichtige Tipps und Hilfestellungen sowie Links zu Checklisten erhalten.
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