Wer im Südwesten Schleswig-Holsteins die 112 wählt, landet in einer Leitstelle der Extraklasse. Die Kooperative Regionalleitstelle West sitzt seit 2018 in Elmshorn in einem Neubau, der schon von Weitem mit seiner riesigen Fensterfront vor grüner Kulisse beeindruckt.

Tageslicht, Luftqualität, Raumklima und Schallverhältnisse sind optimal ausgesteuert. Pro Jahr werden von dort rund 135.000 Einsätze für Feuerwehr und Rettungswesen disponiert.

Handelt es sich um einen Rettungseinsatz oder einen Krankentransport, wird die RKiSH alarmiert. Insgesamt sind es drei Leitstellen in Schleswig-Holstein, die Rettungsdienst-Einsätze an die RKiSH disponieren.

Stichwort Wirtschaftlichkeit

Bei Gründung der RKiSH im Jahr 2005 standen vor allem wirtschaftliche Überlegungen im Fokus. Wer mehr Fahrzeuge oder Ausrüstung abnimmt, kauft zu günstigeren Bedingungen ein.

Zudem lassen sich Aufgaben bündeln und an Spezialabteilungen übertragen – die Grundlage einer effizienten Verwaltung. Heute ist klar, dass die große Gemeinschaft von aktuell mehr als 1.200 Mitarbeitern noch viel mehr Vorteile mit sich bringt.

Stichwort Qualität

Von Anfang an war der Anspruch des kommunalen Tochterunternehmens von mittlerweile fünf Kreisen die bestmögliche medizinische Versorgung der Patienten. Dafür ist neben Technik, Personal und Strategie auch ein ausgefeiltes Qualitätsmanagement da. Im Einsatzgebiet, das immerhin 1,1 Millionen Einwohner umfasst, wird ein einheitlicher Qualitätsstandard systematisch überprüft.

Weitere Qualitätssicherung geschieht auch durch die Einführung einer digitalen Dokumentation. Wer sich stetig verbessern will, muss zudem in eine gute Aus- und Fortbildung investieren.

Stichwort Ausbildung

Seit 2009 betreibt die RKiSH in Heide die RKiSH-Akademie für Aus-, Fort- und Weiterbildung. Dieses Jahr bildet sie dort 180 Notfallsanitäter aus, nächstes Jahr werden es 200 sein. Hinzu kommen zahlreiche Weiterbildungen, mit denen sich die Mitarbeiter für neue Aufgabenfelder qualifizieren. Das Herz der Ausbildung ist das szenische Erleben und Verstehen durch Simulation.

Drei Trainings-Rettungswagen mit aufwendiger Simulationstechnik und Videoausstattung kommen in allen Aus- und Fortbildungsangeboten zum Einsatz. Dabei steht neben der Fachlichkeit besonders die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften im Mittelpunkt.

Stichwort Wacken und Werner

Jedes Einsatzgebiet hat seine Besonderheiten. Bei der RKiSH sind dies neben den Herausforderungen zweier Küsten mit einer Menge Touristen unter anderem auch das Heavy-Metal-Festival "Wacken Open Air" sowie das Motorsportevent "Werner-Rennen". Da ist seitens der RKiSH Flexibilität gefragt: Mal sind vergleichsweise wenige Einwohner an den Küsten zu versorgen, dann aber – in Wacken und Hartenholm oder auch in der Urlaubssaison – sind es erheblich viel mehr Menschen.

Den Betrieb des "Krankenhaus Wacken", also des Behandlungsplatzes für die 120.000 Festivalbesucher, Mitarbeiter und Beteiligte organisiert zwar der ehrenamtliche Sanitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes aus Kaltenkirchen mit mehr als 500 freiwilligen Helfern aus ganz Deutschland. Doch die Koordinierung des Wacken-Einsatzes sowie die rettungsmedizinische Versorgung und der Transport in Krankenhäuser liegen bei der RKiSH.

Mit 140 Einsatzkräften, davon 12 Notärzte, sowie 44 Azubis und bis zu 13 Rettungswagen war die RKiSH dieses Jahr beim Wacken Open Air dabei. Das "Werner-Rennen" ist etwas kleiner, dementsprechend angepasst ist der RKiSH-Einsatz dort. In beiden Fällen gilt: Das Tagesgeschäft läuft währenddessen weiter.

Stichwort Zukunft

Die Situation ist bekannt: Die Zahl der Notfallrufe steigt. Dabei reicht die Spanne vom Anrufer mit geringfügiger gesundheitlicher Störung bis hin zum Notfallpatienten in Lebensgefahr. Was tatsächlich an Hilfe notwendig ist, lässt sich meist erst vor Ort ermitteln. Um hier künftig besser aufgestellt zu sein, arbeitet die RKiSH an einem Konzept der differenzierten Notfallversorgung, das den Hilfebedarf individuell und schnell bedient. Ohne Zweifel: Die „klassischen“ und vor allem eindeutigen Notfälle werden weiterhin rettungsmedizinisch versorgt.

Ein Baustein ist das Analgesiekonzept: Zusätzlich ausgebildete Notfallsanitäter dürfen einem Patienten Schmerzmittel verabreichen, ohne dafür auf den Notarzt warten zu müssen. Ein Anästhesist ist jedoch in diesen Fällen per Telefon zugeschaltet und lässt sich vor der Gabe des Medikaments vom Notfallsanitäter die Lage berichten. Ein anderer Baustein ist das geplante präklinische Fallmanagement. Jeder Notruf soll mit der Hilfe versorgt werden, die der Fall erfordert.

Das kann auch die Klärung einer Versorgung sein, ein pflegerisches Problem oder die weitere Behandlung durch den Hausarzt. In keinem dieser Fälle müsste der Patient sofort in eine stationäre Einrichtung oder in die Notaufnahme. Per Datenübertragung lassen sich künftig bei Bedarf Messwerte, Fotos oder Videos des Patienten vom Einsatzort an einen Telearzt schicken. Die RKiSH treibt solche Konzepte der Telemetrie intensiv voran.

Stichwort INTERSCHUTZ

Die RKiSH hat immer Bedarf an guten und motivierten Fachkräften. Deshalb stellt sie sich auf der INTERSCHUTZ 2020 in Hannover vor und gibt Einblick in ihre Ausbildungsarbeit. Im Trainings-Rettungswagen können sich die Fachbesucher in Notfallsituationen mit Simulationspuppen bewähren. Die Szenen werden gefilmt und anschließend mit einem Trainer der Akademie besprochen.

Die eigene Gesundheit im Blick zu haben, ist ebenfalls eine Aufgabe des Rettungsfachpersonals. So wird die RKiSH ihr Kochbuch "Retten und Kochen" am Stand haben. Das Team Gesundheitsmanagement der RKiSH hat darin Rezepte zusammengetragen, die sich innerhalb üblicher Pausenzeiten in Rettungswachen zubereiten und essen lassen und dabei auf gesunde Weise die nötige Power für die anspruchsvolle Arbeit liefern.

RKiSH in Zahlen

Seit 2005 ist die RKiSH für die Notfallrettung sowie die qualifizierte Krankenbeförderung in mittlerweile fünf Kreisen in Schleswig-Holstein zuständig. Mit mehr als 1.200 Mitarbeitern versorgt die RKiSH rund 1,1 Millionen Einwohner in 27 Städten und 509 Gemeinden. In der Fläche entspricht das Einsatzgebiet etwa 42 Prozent des gesamten Bundeslands.

160.000 Alarmierungen gingen 2018 bei der RKiSH ein – Tendenz steigend. Für die Einsätze steht in den insgesamt 44 Rettungswachen eine Fahrzeugflotte bereit, die unter anderem 17 Notarzteinsatzfahrzeuge, 94 Rettungswagen und 14 Krankentransportwagen umfasst.

Die RKiSH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der fünf Kreise Dithmarschen, Pinneberg, Rendsburg-Eckernförde, Segeberg und Steinburg. Seit 2009 bildet die RKiSH an der eigenen Akademie in Heide aus und fort.