Feuerwehren und Rettungskräfte stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie in unübersichtlichen Umgebungen ihre Aufgaben erledigen müssen, beispielsweise bei Tunnelkatastrophen mit dichtem Rauch und starker Hitzeentwicklung. Deshalb sollen künftig immer dann, wenn es für den Menschen zu gefährlich wird, mobile Roboter eingesetzt werden. Allerdings stoßen aktuelle Modelle unter rauen Umgebungsbedingungen schnell an ihre Grenzen, unter anderem, weil die Kameras und Laserscanner der Robo-Retter bei Rauch, Staub, Nebel, Regen oder Schnee keine zuverlässigen Ergebnisse mehr liefern. Aus diesem Grund entwickeln Wissenschaftler vom Fachgebiet Echtzeitsysteme der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik an der Leibniz Universität Hannover gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern einen mobilen Roboter, der auch unter widrigen Umgebungsbedingungen eingesetzt werden kann - den SmokeBot.

"Ganz neu ist die Kombination der verschiedenen Sensoren", erklärt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Bernardo Wagner vom Fachgebiet Echtzeitsysteme. "Der Roboter ist ein Prototyp, bis er tatsächlich bei Tunnelunglücken, Großbränden, Bombenentschärfungen oder Giftgasanschlägen zum Einsatz kommen kann, müssen Software und Hardware noch für die rauen Einsatzbedingungen optimiert werden", führt Prof. Dr.-Ing. Wagner weiter aus. Der vielversprechende Ansatz seines Teams ist äußerst ambitioniert, die Fusion der verschiedenen Sensoren - Kameras, Laserscanner, Tiefenkameras und Radar - soll bislang einzigartig sein. Vor allem die speziell entwickelten rotierenden Radarsensoren ragen hier heraus, denn sie kommen erstmalig in solch einem System zum Einsatz. Als Alternative zu herkömmlichen Kameras und Laserscannern liefern die Radarsensoren bislang jedoch vergleichsweise ungenaue Messwerte, deshalb sollen die Radar-Signale mit den unter widrigen Umgebungsbedingungen noch brauchbaren Daten von Laserscannern und Wärmebildkameras kombiniert werden, um ein möglichst genaues Modell der Umgebung herstellen zu können. Zudem sollen "elektronische Nasen", also Gasdetektoren, die bei auftretenden Gefahren rechtzeitig warnen können, zum Einsatz kommen. "Integriert ist auch ein Hitzeschild, der sich bei extremer Temperaturentwicklung aufklappt und den Roboter schützt", erläutert Prof. Dr.-Ing. Wagner. Die Daten des Systems sollen auch mit Notfallplänen und Karten der Feuerwehr kombiniert und abgeglichen werden können.

Im Juni dieses Jahres soll der Roboter im Brandhaus, einem Übungszentrum der Feuerwehr Dortmund, unter Realbedingungen getestet werden. Neben Universitäten und Industriepartnern aus Schweden, Österreich und dem Vereinigten Königreich sowie dem Fraunhofer Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR), ist die Feuerwehr Dortmund einer der Kooperationspartner im Projekt SmokeBot, das als EU-Projekt im Programm Horizon 2020 gefördert wird.

Leibniz Universität Hannover - Institute of Systems Engineering - Real Time Systems Group (D-30167 Hannover)
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